- Gespräch des CDU-Landtagsabgeordneten mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises
„Das sollte dringend geändert werden“, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler und meint, dass die Oldenburger Beratungsstelle „Wildwasser“ seit einigen Jahren kein Geld mehr vom Landkreis Wesermarsch bekommt. Hintergrund: Die Zahl der Fälle sexualisierter Gewalt aus der Wesermarsch, die dort betreut werden, ist nach neuesten Zahlen 2020 auf 90 hoch geschnellt; 2019 waren es noch 17. Das „Wildwasser“-Team kümmert sich auch um von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen aus der Wesermarsch, weil die Kreis-Beratungsstelle LaWeGa (Landkreis Wesermarsch gegen Gewalt an Frauen) überwiegend für Erstberatungen im Zusammenhang mit Häuslicher Gewalt zuständig ist.
Björn Thümler hält es für „ein Gebot der Fairness, wenn wir uns hier solidarisch zeigen“. Der Sozialausschuss des Kreises solle sich Gedanken über Unterstützungsmöglichkeiten machen, so Thümler. Er will in diesem Sinne in der Mehrheitsgruppe aktiv werden.
Der große Zulauf aus der Wesermarsch zu der Beratungsstelle „Wildwasser“ war einer der Tagesordnungspunkte, die Björn Thümler und Maren Ozanna, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wesermarsch, bei einem Termin in Brake auf Initiative des Politikers besprochen hatten.
Schwerpunktmäßig stellte Maren Ozanna die Arbeit von LaWeGa vor, einer Beratungs- und Interventionsstelle (BISS). Zielgruppe: Menschen ab 18 Jahren, die von häuslicher Gewalt bedroht beziehungsweise betroffen sind sowie deren Angehörige. Bei Gesprächen mit den Fachberaterinnen wird die aktuelle Situation geklärt; Übergriffe und Misshandlungen werden verarbeitet. Außerdem kann die Beratungsstelle an Frauenhäuser, Therapieeinrichtungen, Fachberatungsstellen und ähnliche Akteure weiter vermitteln.
Die LaWeGa-Mitarbeiterinnen befassten sich im vergangenen Jahr mit 300 Fällen, und das mit steigender Tendenz. 259 der Betreuten waren Frauen, die meisten im Alter zwischen 22 und 40 Jahren. 189 Klientinnen und Klienten wurden von der Polizei zugewiesen. Aus den Fällen resultierten 427 Beratungen.
Im Unterschied zu LaWeGa richtet sich das Angebot der Fachberatungsstelle „Wildwasser“ an Mädchen und Frauen unter 18 Jahren. Zusätzlich dient „Wildwasser“ als Anlaufstelle bei sexualisierter Gewalt außerhalb des häuslichen Umfeldes.
„Wir brauchen mehr Aufklärung über Häusliche Gewalt in der Wesermarsch. Das Problem darf nicht tabuisiert werden.“ Darin war sich Björn Thümler mit Maren Ozanna einig. Gewalt im privaten Umfeld ziehe sich durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten, erläuterte die Gleichstellungsbeauftragte. Neben Gewalt in Paarbeziehungen seien auch andere Konstellationen verbreitet, wie zum Beispiel körperliche Auseinandersetzungen zwischen Eltern und ihren Kindern. Durch die Lockdowns in Folge der Corona-Pandemie sei die Situation verschärft worden, erinnerte Thümler. Das verlange ein größeres gesellschaftliches Engagement gegen Gewalt in all ihren Formen und Ausprägungen.