BRAKE. Die weitere Ausbreitung des Wolfes und die geplante Wiedervernässung der Moore – das waren die beiden zentrale Themen einer Diskussionsveranstaltung mit dem CDU-Landtagsabgeordneten und Agrarexperten Dr. Marco Mohrmann im Fischer Café Landhotel in Brake. Zu ihr hatte der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler vor allem Landwirtinnen und Landwirte aus der Wesermarsch eingeladen. Unter den Teilnehmern war unter anderem Dr. Klaus Padeken, Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Wesermasch.
Dr. Marco Mohrmann ist Mitglied des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Zur Landwirtschaft hat er eine enge persönliche und berufliche Beziehung. Denn Mohrmann betreibt auf seinem Hof in Rhadereistedt eine Land- und Forstwirtschaft im Nebenerwerb. Der Christdemokrat ist gelernter Landwirt, Diplom-Agraringenieur und Doktor der Agrarwissenschaften.
+++ „Wesermarsch geht nur als wolfsfreier Raum“ +++
Der Wolf bewegt die Gemüter, weil die Nutztierrisse durch dieses Raubtier auch in der Region zunehmen. „Die Wesermarsch geht nur als wolfsfreier Raum“, wiederholte Björn Thümler seine Position. Sonst wäre die auch für den Küstenschutz unverzichtbare Schafhaltung auf den Deichhalten bald nicht mehr machbar. Und alle Nutztiere müssten dauerhaft in Ställen gehalten werden, was den Anforderungen an den Tierschutz widersprechen würde.
Dr. Marco Mohrmann bezog ebenfalls klar Stellung gegen ungezügelte Wolfsvorkommen in Niedersachsen. Eines seiner Argumente: „44 nachgewiesene Rudel in unserem Bundesland bedeuten rund 500 Wölfe. Das sind mehr als in Norwegen und Schweden zusammengenommen. Doch dort leben bekanntlich wesentlich weniger Menschen als in Deuschland.“ In den skandinavischen Ländern, aber auch in anderen Nationen werde konsequent darauf geachtet, dass die Wolfspopulationen weder Menschen noch Tiere bedrohen könnten. Thümler machte deutlich: „Es geht nicht um die Vernichtung des Wolfes, sondern um Bedingungen, die die Akzeptanz für dieses Tier in der Bevölkerung insbesondere im ländlichen Raum dauerhaft sicherstellen.”
Mohrmann erläuterte, was seiner Auffassung nach bei dem Wolfs-Thema die nächsten Schritte wären. Die Bundesregierung müsse dringend in Richtung EU-Kommission tätig und der Wolf von Anhang 4 in Anhang 5 der FFH-Richtlinie verschoben werden. Dafür brauche es eines starken öffentlichen Drucks insbesondere auf die Grünen-geführten Bundesumwelt- und Agrarministerien.
Neben dem Wolf war die Wiedervernässung der Moore das beherrschende Thema der Diskussionsrunde mit Dr. Marco Mohrmann. Und es zeigte sich angesichts der Reaktionen aus dem Publikum, dass sich viele Landwirtinnen und Landwirte vor diesem Projekt der Europäischen Kommission fürchten. Bereits bis 2030 sollen die EU-Mitgliedstaaten auf 30 Prozent der Moore, die zur landwirtschaftlichen Nutzung trockengelegt sind, Renaturierungsmaßnahmen durchführen. Ein Viertel davon soll wiedervernässt werden; durch höhere Wasserstände dieser Flächen wird laut Plan dieses Ziel erreicht.
Mohrmann warnte vor Schnellschüssen bei diesem Vorhaben: „Zuerst brauchen wir die gründliche Kartierung von Flächen, die überhaupt wiedervernässt werden könnten.“ Ähnlich äußerten sich Heiko Holthusen, Vorsitzender der Braker Sielacht, und Dirk Decker, Vorsitzender der Stadlander Sielacht. Decker unterstrich: „Vernässung kann ausschließlich in bestimmten, genau definierten Gebieten erfolgen und das auch nur in enger Zusammenarbeit mit den Wasser- und Bodenverbänden.“
Mohrmann belegte die wirtschaftliche Bedeutung der Moorflächen. Zum Beispiel würde der Ernährungswirtschaft (inklusive vorgelagerte Stufen der Wertschöpfungskette und Dientleistungssektor) durch eine Vollvernässung ein Verlust an Deckungsbeiträgen aus Milchviehhaltung in Höhe von rund 203 Millionen Euro pro Jahr drohen. Auf keinen Fall dürften die Landwirtinnen und Landwirte mit entwerteten Flächen da stehen – noch dazu unter dem Gesichtspunkt der Altersvorsorge, der für diese Berufsgruppe eine wachsende Bedeutung habe.
Thümler stimmte zu: „Diejenigen bäuerlichen Betriebe müssen von Land und Bund vollumfänglich entschädigt werden, deren Verdienstmöglichkeiten auf eigenem Boden durch die neuen Auflagen möglicherweise massiv einbrechen.” Bevor über Entschädigungen geredet werden könne, sollte jedoch ein schlüssiges Konzept für eine Wiedervernässung der Moore stehen. Dieses müsse einen Interessenausgleich zwischen den Belangen des Klima- und Umweltschutzes auf der einen und der Landwirtschaft auf der anderen Seite gewährleiste, so Björn Thümler.
Das Foto zeigt v.l.n.r.: Björn Thümler, Dr. Klaus Padeken, Dr. Marco Mohrmann.
Foto: Büro Thümler