
ST. AEGIDIUSKIRCHE – Der bisherige Engel soll an ursprünglichen Platz bei der Orgel zurückkehren
Ulrich Schlüter
BERNE. (uls) Beim Betreten einer Kirche fällt der Blick stets auf den Altar und die Orgel. Die anderen Ausstattungsstücke nimmt das Auge erst allmählich wahr. Taufstein und Taufengel führen in der Wahrnehmung ein eher bescheidenes Dasein. Nicht so in der Kirche St. Aegidius in Berne. Zwar schwebt der nahezu unbekleidete Taufengel weniger zentral im nördlichen Seitenschiff über dem Taufbecken. Durch seine farbige Fassung und einer Inschrift auf seiner Brust, vor allem aber durch sein menschliches Antlitz zieht er die Blicke auf sich.
Erinnerung an geliebten Sohn
Ursprünglich war der Engel links neben dem Orgelprospekt angebracht und schwebte über dem Grab des Organisten Gerhard Vollers, der 1653 im 19. Lebensjahr früh verstorben war. Daran erinnert die Stifterinschrift mit Datum 1653. Gerhards Vater Heinrich Vollers, um 1600 in Berne zum Organisten erkoren, hatte sich gewünscht, dass sein Sohn die Nachfolge als Organist antreten sollte. Doch Gerhard Vollers starb im Alter von 18 Jahren nach 14-tägiger Krankheit. Heinrich Vollers stiftete daraufhin den Engel als Epitaph in Erinnerung an seinen geliebten Sohn. Umgestaltungen in der Aegidiuskirche führten dazu, dass der Engel zunächst ins südliche Kirchenschiff umzog und Anfang der 1980er Jahre seinen jetzigen Platz fand. Doch er gehört nach den Worten von Björn Thümler wieder an seinen angestammten Platz neben der Orgel, die zurzeit restauriert und am 22. Juni wieder eingeweiht wird.
Frist bis zum 20. Juni
Weil der Engel wieder neben der Orgel schweben soll, ist nun ein offener künstlerischer Wettbewerb zur Neugestaltung eines Taufengels über dem Taufbecken ausgeschrieben worden. Die Bewerbungsfrist endet am 20. Juni. Der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler, Pfarrer Dr. Thomas Ehlert sowie Andreas Vollert, Regionaldirektor der Landessparkasse zu Oldenburg, und Gabriele Mesch, Geschäftsführerin der Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg, erläuterten die Modalitäten des Wettbewerbs. Mehrere Kunsthochschulen wurden angeschrieben. Für die Neugestaltung des Taufengels oder vergleichbarer christlicher Taufsymbolik ist eine künstlerische Gestaltung zu finden. Der künstlerische Entwurf muss technisch umsetzbar sein und darf das Budget von 10.000 Euro inklusive Materialkosten, Baukosten und Künstlerhonorar, nicht überschreiten.
Vorschläge für Neugestaltung
Künstlerinnen und Künstler – auch Zusammenschlüsse von Künstlergemeinschaften – sind mit der Auslobung des Wettbewerbs eingeladen, Vorschläge für die Neugestaltung eines Taufengels oder vergleichbarer christlicher Taufsymbolik einzureichen. Der neue Taufengel soll mit dem Taufbecken aus Sandstein und dem Kerzenständer aus Bronze aus den 1950er und 1960er Jahren korrespondieren. Zudem soll es in der theologischen Aussage zu den anderen Ausstattungsstücken der Kirche in Beziehung stehen. Auch sollte die Farbgebung des neugestalteten Taufengels die des Innenraums und der anderen Ausstattungsstücke berücksichtigen.
Bis zum 23. Juni wird eine Jury die drei besten Entwürfe auswählen. Im Maßstab 1:2 sollen die Künstler ihre Modelle bis zum 15. September erstellen, die dann vom 16. bis zum 22. September in der St. Aegidiuskirche vorgestellt werden. Dafür erhalten die Künstler der drei besten Entwürfe eine Aufwandsentschädigung (inklusive Materialkosten) von 600 Euro.
eine Jury entscheidet
Am 22. September entscheidet die Jury, welcher Entwurf realisiert werden soll. Die Neugestaltung des Taufengels soll bis zum 31. Dezember 2025 realisiert werden, die Hängung muss bis zum 10. Januar 2026 erfolgen. Im Taufgedächtnisgottesdienst am 11. Januar 2026 möchte man das Kunstwerk weihen.
Preisgelder ausgelobt
Für den Wettbewerb werden für die drei Erstplatzierten folgende Preisgelder ausgesetzt: 1. Platz 5000 Euro, 2. Platz 2000 Euro und 3. Platz 1000 Euro.
Für das Projekt sind insgesamt 19.800 Euro veranschlagt. Die LzO fördert mit 11.800 Euro, die Stiftung der Öffentlichen Versicherung steuert 3000 Euro bei, von der Jungmann-Stiftung kommen 2000 Euro und die Kirchengemeinde Berne bringt 3000 Euro auf.