Polit-Prominenz konnte Projektmanager Julian Egerer von der Bäckereikette Müller & Egerer am Firmensitz in Rastede begrüßen: Der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, heute stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, war zu Gast. Begleitet wurde Spahn von mehreren bekannten Politikern und Parteifreunden. Darunter waren der niedersächsische Wissenschafts- und Kulturminister Björn Thümler, zu dessen Wahlkreis Rastede zählt, und der Bundestagsabgeordnete Stephan Albani. Der CDU-Gemeindeverband Rastede unter Vorsitz von Tim Kammer hatte den Spahn-Besuch organisiert.
Bereits die Führung durch die Backstube machte deutlich, wie abhängig das Unternehmen von bezahlbaren Energiepreisen ist. Müller & Egerer will durch seine Strategie hin zur „klimaneutralen Backstube“ gegensteuern. Dem Klimaschutz soll auch ein komplett elekrisch betriebener Fuhrpark dienen – ein für 2023 gesetztes Ziel.
„Unrealistische Energiepolitik des Bundes“
Der Energie-Faden wurde ebenfalls bei einer anschließenden Diskussionsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern der Rasteder Wirtschaft aufgenommen. Denn eine solche Abhängigkeit wie Müller & Egerer verspüren auch zahlreiche andere Branchen. Darüber hinaus bringt die so genannte Energie-Wende aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmer weitere große Herausforderungen mit sich. So erklärte ein Geschäftsführer, er rechne künftig mit weniger Netzsicherheit und mehr Cyber-Angriffen. Das sei alarmierend. Denn: „Wenn der Strom drei Tage ausfallen sollte, bricht die gesamte Logistik zusammen.“
Ein anderer Geschäftsführer machte sich Gedanken über die weitere Entwicklung der Elektromobilität. Immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Unternehmens kauften sich Elekrofahrzeuge, und das sei schließlich politisch gewollt. Der Geschäftsführer fragte: „Wie sollen wir die zahlreichen Lademöglichkeien realisieren? Und woher soll bloß der ganze Strom herkommen?“
Gegen die „rigorosen Hass-Predigten des Bundes“ zu Lasten des Energieträgers Gas erhob ein weiterer Geschäftsführer das Wort. Seiner Auffassung nach bleibt Gas auch langfristig attraktiv und unverzichtbar. Doch die Bundesregierung sei „in einem Schwarz-Weiß-Denken verfangen“. Sie wolle nicht nur weniger russisches Gas, sondern verdamme den Energieträger sogar komplett. Das sei ähnlich unrealistisch wie manch andere bundespolitische Entscheidung und Initiative, so etwa der Vorstoß von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für 500.000 neue Wärmepumpen jährlich (der Geschäftsführer: „nicht machbar“).
Jens Spahn sicherte zu, er wolle die Stellungnahmen aus der Rasteder Wirtschaft mit in die parlamentarische Arbeit in Berlin einfließen lassen. Hilfsmaßnahmen unter anderem für die mittelständische Wirtschaft seien erforderlich, müssten aber besonders zielgerichtet ausfallen. Denn: „Zu Corona-Zeiten hatten wir haushälterisch mehr und bessere Möglichkeiten.“