Kita-Engpass: Eltern fordern Lösungen

Kita-Engpass: Eltern fordern Lösungen

LEMWERDER. (gbo) Bereits vor rund zwei Jahren haben die Kindertagesstätten in der Wesermarsch in einem Brandbrief an Niedersachsens Kultusminister den Fachkräftemangel beklagt. An der Notlage hat sich bis heute wenig geändert, erfuhr CDU-Landtagsabgeordneter Björn Thümler, der jetzt die kommunale Kita Lemwerder besuchte und mit Bürgermeisterin Christina Winkelmann sowie Mitarbeiterinnen und Müttern sprach.

Erneuter Brandbrief

Mit einem erneuten Brandbrief an Landrat Stephan Siefken und das niedersächsische Kultusministerium oder Berichten in Presse und Fernsehen versucht der Arbeitskreis aus betroffenen Eltern und Mitarbeitern der Kita, das Problem zu verdeutlichen. Eigentlich sei die Einrichtung personell gut ausgestattet. Doch bei den regelmäßig in Wellen auftretenden Krankheitsausfällen stoße man immer wieder an Grenzen. Dann müssen Vertretungskräfte aus anderen Gruppen abgezogen werden oder es kommt zu kompletten Gruppenschließungen, so die Erfahrung von Kita-Leiterin Inga Bremermann. Sie weiß nicht, wie sie interessierten Auszubildenden einen solchen von Stress begleiteten Beruf schmackhaft machen soll.

Prinzip Gießkanne

Drei Krippen-, fünf Kindergarten- und vier Hortgruppen, die alle eng zusammenarbeiten, gibt es in der kommunalen Kita Lemwerder. „Da schaut man nicht gerne morgens um 6.30 Uhr auf sein Handy, weil man Angst hat, dass die Kita wieder ausfällt. Wir sind schließlich alle berufstätig“, bringt es eine der Mütter im Arbeitskreis auf den Punkt. Wenn auf die Schnelle keine Notfallbetreuung gefunden werden kann, bleibt zum Beispiel ein Rettungswagen im Bremer Süden unbesetzt oder die Intensivschwester kann nicht zum Dienst ins Krankenhaus. Auch die Optikerin aus dem Arbeitskreis könne ihre Arbeit nicht einfach ins Home-Office verlegen, wurde mit Blick auf den Fachkräftemangel deutlich. Außerdem seien es in rund 80 Prozent der Fälle immer noch die Frauen, die dann die Kinderbetreuung übernehmen. Mit der Gießkanne, die in akuten Fällen punktuell Abhilfe schafft, sei das Problem nicht zu lösen.

Verlässlichkeit wichtig

Auch der Einsatz von nicht ausgebildetem Personal und die damit verbundene Absenkung der Standards wurde kritisch gesehen: „Zuerst werden die Standards in der Kinderbetreuung nach oben gesetzt und dann haben sie nicht den Stellenwert, den sie haben sollten. Von der Krippe bis zur Matura müsse alles als Einheit behandelt werden. Bildung fängt schließlich in der Krippe an“, sagte Björn Thümler mit Blick auf die unterschiedlichen Trägerschaften von Kitas und Schulen. Angesichts des Fachkräftemangels kritisierte er, dass ausgebildete Menschen, die hier leben, wegen der Bürokratie oft nicht arbeiten dürften. Jedes Bundesland habe seine eigenen Gesetze. Man müsse einfach schauen, wo was gut funktioniere, schlug die Bürgermeisterin vor. Gesetze würden aber selten von Politikern, sondern meist von Ministerialbeamten gemacht, erläuterte der CDU-Landtagsabgeordnete. Verlässlichkeit sei für Eltern wichtig, denn wenn ein Rädchen wie die Kinderbetreuung ins Stocken gerate, wirke sich das aufs ganze System aus.

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