Nicht nur aus der Wesermarsch, sondern auch aus Nachbarkreisen und sogar aus Ostfriesland waren Elternvertreterinnen und Elternvertreter zur Diskussion mit Christian Fühner in die Jade Hochschule nach Elsfleth gekommen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler hatte den bildungspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion zum Dialog eingeladen.
Und zu besprechen gab es eine Menge. Denn die anwesenden Mütter und Väter zeigten sich mit der Situation an ihren Schulen sehr unzufrieden.
+++ „Inklusion mit Augenmaß und nicht mit der Brechstange“ +++
Ein herausragendes Thema war der Unterrichtsausfall, der in den Worten von Christian Fühner in Niedersachsen einen „schrecklichen Rekordstand“ erreicht hat. Mehrere Eltern schilderten aus eigener Erfahrung, wie das Familienleben durch diesen Missstand beeinträchtigt wird. Ein Elternvertreter befürchtete: „Wir gehen mit dem Schulsystem nicht in die Moderne, sondern entwickeln uns zurück. Ich sehe es schon kommen, dass eines Tages wieder jahrgangsübergreifender Unterricht stattfinden muss, bei dem ältere Schüler den jüngeren den Stoff vermitteln werden.“
Schnelle Lösungen wollten auch Fühner und Thümler nicht versprechen. Aber es müssten nun neue Stellschrauben gedreht werden, positionierten sie sich. Ansatzpunkte seien unter anderem deutlich mehr Eigenverantwortung für die Schulen, damit diese frei und flexibel zum Beispiel über Stellenbesetzungen entscheiden könnten, und eine bessere Bezahlung der Grundschullehrer (Fühner: „Die erhalten in Niedersachsen eine Besoldung nach A12, aber in Bremen und Hamburg nach A13 – ein großer Wettbewerbsnachteil“). Außerdem sei es notwendig, dass die Lehrkräfte von unterrichtsfremden Tätigkeiten wie etwa der Organisation von Klassenfahrten entlastet würden.
Der Unterrichtsausfall werde durch schlechte Planung seitens des Kultusministeriums erheblich verschärft, kritisierte Björn Thümler. Der letzte „echte“ Personalplan des Kultusministeriums stamme aus dem Jahre 2009. Und auch heute würden „Prognosen nur sehr eingeschränkt“ vorgenommen.
Christian Fühner nannte eine aus seiner Sicht erschreckende Zahl: „30 Prozent der Referendarinnen und Referendare in Niedersachsen gehen später nicht in den Schuldienst. Die müssen wir einsammeln.“
Bei der Diskussionsrunde mit den Elternvertreterinnen und Elternvertretern kam schwerpunktmäßig auch die Inklusion an den Schulen zur Sprache, die nach dem Eindruck mancher Mütter und Väter große Schwächen aufweist. Christian Fühner machte die Position seiner Partei klar: „Wir wollen keine Inklusion mit der Brechstange, sondern mit Augenmaß.“ Einige Wortbeiträge von Elternseite schilderten die zum Teil problematische Inklusions-Praxis an den Regelschulen – Grund für Fühner und seine Parteifreunde, für den dauerhaften Erhalt der Förderschulen Lernen einzutreten. Ohnehin müsse die individuelle Förderung aller Kinder viel stärker in den Blick genommen, so der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Bisher liege der bildungspolitische Fokus in Niedersachsen auf Eltern, Lehrern und Schulorganisation; das müsse sich schleunigst ändern.