Vier CDU-Abgeordnete auf dem Hanken-Hof in Elsfleth: Bedenkliche Moorwiedervernässung

ELSFLETH. Gleich drei Landtagsabgeordnete und ein Bundestagsabgeordneter der CDU haben sich bei einem Besuch des Hofes von Dirk Hanken in Elsfleth einen Eindruck von dem Projekt „GreenMoor“ des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen mit Sitz in Ovelgönne verschafft. Für dieses Projekt stellt der Landwirt Flächen bereit, damit die landwirtschaftliche Praxis bei einer Moorwiedervernässung getestet werden kann.

Die Moorwiedervernässung beherrschte auch eine Informations- und Diskussionsrunde der Spitze des Grünlandzentrums mit den christdemokratischen Politikern. Dabei überwog auf beiden Seiten die deutliche Skepsis an diesem Vorhaben.

Auch deutscher Agrar-Spitzenpolitiker zu Gast

Dr. Arno Krause, Leiter des Grünlandzentrums, begrüßte neben Dirk Hanken den heimischen Landtagsabgeordneten Björn Thümler und den Wesermarsch-Bundestagskandidaten Bastian Ernst. Zu Gast war ebenfalls der Bundestagsabgeordnete Albert Stegmann, einer der führenden Agrarpolitiker der CDU: Der Landwirt aus der Grafschaft Bentheim ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe für Ernährung und Landwirtschaft seiner Fraktion sowie Vorsitzender des Bundesfachausschusses Umwelt und Landwirtschaft der CDU Deutschlands.

Aus dem Niedersächsischen Landtag nahmen ferner die Abgeordneten Katharina Jensen und Christoph Eilers teil. Die Agrarwissenschaftlerin Jensen war Vorstandsmitglied des Kreislandvolks Friesland und vertritt den Wahlkreis Friesland/Jade; sie ist Mitglied des Agrarausschusses im Parlament. Christoph Eilers kümmert sich als Landtagsabgeordneter um den Agrar-starken Raum Cloppenburg und Vechta.

Risiken dürfen nicht auf Landwirte abgewälzt werden“

An Krauses Seite waren seine Stellvertreterin Dr. Leena Karrasch und Heiko Gerken, der das Projekt „GreenMoor“ des Landes Niedersachsen betreut. Es läuft seit April 2024 und noch bis März 2028. Auf acht Hektar Grünland – auf denen zum Teil die Wasserstände angehoben werden – sammeln 52 Messpunkte unterschiedliche Daten etwa zu Lachgas, Methan und Kohlenstoffdioxid.

Die Moorwiedervernässung, um die „GreenMoor“ kreist, beschäftigt auch das Grünlandzentrum viel. Nach dessen Berechnungen wären die Konsequenzen einer Wiedervernässung in den durch Milchviehhaltung geprägten Moorgebieten in Küstennähe einschneidend. Je nach Szenario werde in der Küstenregion ein Produktionswert aus der Milchviehhaltung zwischen rund 583,1 Millionen Euro und einer Milliarde Euro pro Jahr entzogen. In der gesamten Wirtschaftsregion entlang der Küste seien je nach Szenario zwischen 30.115 und 54.052 Arbeitsplätze gefährdet. Nicht vernachlässigt werden dürften außerdem Vermögensverluste durch Wertminderung der Flächen; die könnten zwischen 2,32 und 2,80 Milliarden Euro liegen.

An den Klimaschutzzielen, die mit einer Wiedervernässung verknüpft werden, will Arno Krause nicht rütteln. Aber große Fragezeichen setzt er hinter die gängigen wissenschaftlichen Begründungen: „Man hat oft das Gefühl, dass Wissenschaft nicht neutral funktioniert.“ Doch das sollte der Anspruch an die Konzepte im Zusammenhang mit der Wiedervernässung sein, so Krause. Darüber hinaus müsse klar sein, dass die „Risiken nicht auf die Landwirte abgewälzt“ werden dürften.

Deutliche Krause-Kritik an Paludi-Kulturen

Nach dem Eindruck des Grünlandzentrums-Leiters werden zurzeit besonders die Paludi-Kulturen – so Krause wörtlich – „zelebriert und gehypt“. Gemeint ist Land- und Forstwirtschaft auf nassen Moorböden, wobei „Palus“ für Sumpf oder Morast steht. Aber „tragfähige Geschäftsmodelle mit der Chance auf positive Deckungsbeiträge“ existierten bis auf Weiteres nicht. Das Interesse bei den Landwirten in der Wesermarsch und anderswo sei verständlicherweise „sehr gering“.

Nach dem Termin auf dem Hanken-Hof fasste Björn Thümler zusammen: „Bäuerliche Betriebe, deren Verdienstmöglichkeiten auf eigenem Boden durch neue Auflagen möglicherweise massiv einbrechen, müssen von Land und Bund vollumfänglich entschädigt werden.“

Bevor über Entschädigungen geredet werden könne, sollte jedoch ein schlüssiges Konzept für eine Wiedervernässung der Moore stehen. Dieses müsse einen Interessenausgleich zwischen den Belangen des Klima- und Umweltschutzes auf der einen und der Landwirtschaft auf der anderen Seite gewährleisten, so Thümler. Moorschutz dürfe auf keinen Fall über das Knie gebrochen werden und sei eine „Generationenaufgabe“.

Das Foto zeigt v.l.n.r.:

Dr. Arno Krause, Dr. Leena Karrasch, Heiko Gerken, Bastian Ernst, Björn Thümler, Albert Stegmann, Dirk Hanken, Christoph Eilers, Katharina Jensen

Fotoquelle: Büro Thümler

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