Strom und Tierfutter auf einer Fläche NWZ

Strom und Tierfutter auf einer Fläche

ENERGIE – Größter privater Agri-PV-Park Deutschlands feiert Richtfest

LEMWERDER. (GBO) 10 000 Pfeiler wurden seit Anfang September in die Butzhausener Erde gerammt. Jetzt feierte Deutschlands größter privat betriebener Agri-Photovoltaik Park, den Henning Kruse auf 18 Hektar Fläche errichtet, mit einem Tag der offenen Tür Richtfest. „Das Befestigen der Solar-Module geht schnell. Bis Ende November müsste das geschafft sein“, ist der Landwirt überzeugt. Es habe nur rund eine Stunde gedauert, bis die ersten Module montiert waren, sagt er, und deutet hinter sich. Persönlich hat er die in 35 Containern verladenen 26 000 Solar-Module aus Übersee in Rotterdam in Augenschein genommen. Schließlich geht es dabei ja um anderthalb Millionen Euro allein für die Module.

Zehn Millionen Euro

Zehn Millionen Euro kostet das Projekt, bei dem neben der Energieerzeugung die Flächen weiterhin zur Futtererzeugung für die 300 Tiere des Landwirts genutzt werden können, insgesamt. Es wurde über einen Bank-Kredit komplett eigenfinanziert. Der Plan von einer Genossenschaft mit Bürgerbeteiligung ging leider bislang nicht auf. „Ich habe einfach kein Steuerbüro dafür gefunden“, bedauert Kruse, der gerne eine Lösung hätte.

Von dem Projekt, das bald zwei Berner Werfen direkt über eigene Leitungen mit Strom versorgen könnte, ist nicht nur Henning Kruse überzeugt – auch wenn alles noch Neuland ist. Der Standort, der in zwei Teile mit unterschiedlicher Ausrichtung zur Sonne aufgeteilt ist, sei perfekt, hieß es. Für die notwendigen Planungen hatte Kruse das IngenieurNetzwerk iNeG beauftragt. Tochter Sirina Kruse wird ihren Vater in den kommenden Monaten unterstützen und sich um die Tiere des Hofs kümmern. Als angehende Tiermedizinerin hat sie sich dazu ein Jahr von ihrem Studium beurlauben lassen.

Mähen per GPS

Die „Tische“, auf denen die Solar-Module nun befestigt werden, sind mit Abstand und Höhe so aufgestellt, dass sie den GPS-gesteuerten landwirtschaftlichen Maschinen gerade genügend Platz zum Mähen lassen. Für das Gras sei die Beschattung von Vorteil und zu viel Wasser fließe über die vorhandenen Grüppen ab. Für eine Beweidung durch Kühe sei die Höhe der Module allerdings zu niedrig. Sie könnten sich verletzen oder die Anlage beschädigen, erklärt Henning Kruse weiter. Mit einer Anschlussleistung von zehn Megawatt wird die Anlage einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Lob für Mut

Davon ist auch Landtagsmitglied Björn Thümler überzeugt, der genau wie Lemwerders Bürgermeisterin Christina Winkelmann und die Ratsmitglieder zu den rund 200 interessierten Gästen gehörte, die im Laufe des Tages eintrudelten. „Henning Kruse setzt das um, wovon andere nur reden“, lobte das CDU-Mitglied den Mut des Landwirts.

Die benachbarten Landwirte, die Henning Kruse im Vorfeld mit ins Boot holen wollte, konnte er von dem Projekt jedoch absolut nicht überzeugen. Gegenwind gab es aber im Vorfeld nicht von den Anwohnern. „Wir finden das gut für die Umwelt und es ist auf jeden Fall besser als Atomstrom“, sagte beispielsweise Nachbarsfamilie Heuer. Während die vielen Gäste sich informierten, wurde auf den 18 Hektar ordentlich weitergearbeitet. Schließlich ist spätestens Anfang 2025 der Netzanschluss geplant.

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