** Auf einer CDU-Veranstaltung zum Hochwasserschutz in der Wesermarsch forderten Referenten unter anderem: Vor allem in die Pumpen sollte investiert werden. **
Von Thomas Klaus
LEMWERDER. Auf der Leinwand der Veranstaltungsstätte BEGU Lemwerder wurden Fotos aus dem Ahrtal gezeigt, in dem eine Sturzflut im Juli 2021 zu zahlreichen Todesopfern und verheerenden Sachschäden geführt hatte. Und in den Referaten der Fachleute während einer Hochwasserschutz-Veranstaltung des CDU-Kreisverbandes Wesermarsch kam das Stichwort „Ahrtal“ ebenfalls gelegentlich vor. Denn die Vortragenden wollten deutlich machen: Eine Katastrophe wie in der rheinland-pfälzischen Region ist auch in der Wesermarsch wahrscheinlicher geworden. Deshalb müsse in die Technik der Entwässerungsverbände schnellstens und umfassend investiert werden; die Politik sei gefordert.
Auch Bürgermeister unter den Gästen
Der CDU-Kreisvorsitzende Björn Thümler, zugleich Landtagsabgeordneter, und Hilmer Heineke vom Vorstand der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Wesermarsch hatten die Veranstaltung moderiert. Unter den rund 100 Gästen begrüßten sie den stellvertretenden Landrat Dieter Kohlmann sowie Bürgermeisterin Christina Winkelmann aus Lemwerder und Bürgermeister Hartmut Schierenstedt aus Berne.
Thümler erinnerte an die dramatische Hochwasserlage im Nordwesten vor wenigen Wochen: „Doch viele Menschen haben das bereits vergessen oder verdrängt.“ Der Politiker dankte noch einmal den Mitarbeitern der Entwässerungsverbände und Deichbände für ihren großen Einsatz: „Anstatt Weihnachten im Kreise ihrer Lieben zu feiern, mussten manche von ihnen bei den Pumpen übernachten. Selbstverständlich ist das nicht.“ Extremwetterereignisse wie im Dezember und Januar Ergebnis des voran schreitenden Klimawandels werde es künftig auch in der Wesermarsch häufiger geben, ist Björn Thümler überzeugt. Aber die Ausstattung und Ausrüstung der Schöpfwerke seien nicht darauf ausgerichtet.
Vernachlässigter Binnenhochwasserschutz
Dass das zu immer schwierigeren Verhältnissen führt, bestätigte Bernd Döhle als Hauptreferent des Abends. Der Vorsteher des Entwässerungsverbandes Stedingen schilderte unter anderem den Zustand des Mündungsschöpfwerkes Lichtenberg mit drei Sielen und einem Einzugsgebiet von 10.160 Hektar. Hier habe sein Entwässerungsverband einen akuten Sanierungsbedarf von zehn Millionen Euro errechnet. Bund und Land müssten schleunigst tätig werden, betonte Döhle. Der Vorsteher konkretisierte: „Wir verlangen keine vollständige Kostenübernahme, aber mehr als die Hälfte müsste es sein.“ Dieses Ziel sieht er dadurch ausgebremst, dass der Binnenhochwasserschutz von politischer Seite vernachlässigt werde, während der Küstenschutz „höchste Priorität“ genieße.
Heiko Holthusen, Vorsitzender der Braker Sielacht, ergänzte: „Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wurde zwar endlich mit einem Generalplan Hochwasserschutz beauftragt. Allerdings wurde dafür nur eine einzige Person als Sachbearbeiter abgestellt. Und die ist für ganz Niedersachsen zuständig.“ Holthusen unterstrich: Alle Entwässerungs-Verantwortlichen in der Wesermarsch hätten die gleichen Probleme mit Gebäuden und Anlagen, die in die Jahre gekommen seien. In Brake zum Beispiel sei eine der Pumpen bereits seit einem Jahr defekt.
Plädoyer gegen Moorvernässung
Bernd Döhle fasste zusammen: „Die Situation beim Hochwasserschutz in der Wesermarsch ist äußerst bedenklich. Ich möchte eindringlich davor warnen, dass die Technik ausfällt. Denn das hätte schwerwiegende Folgen.“
Eindeutig positionierte sich Döhle in seinem Referat gegen die Moorvernässung: „Machen wir die Moore nass, haben wir keinen Stauraum. Über Moorvernässung müssen wir uns im Grunde nicht unterhalten, wenn wir das Wasser nicht wegbekommen und wegpumpen können.“
Der ursprünglich vorgesehene Referent Godehart Hennies war erkrankt. Der Geschäftsführer des Wasserverbandtages Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt gab den Teilnehmern der CDU-Veranstaltung jedoch trotzdem eine Kernaussage mit auf den Weg: „Investition in Hochwasserschutz ist bester Menschenschutz.“
Thümler fordert Landesprogramm
Dem stimmte der Referent Cord Hartjen, Vorsteher des I. Oldenburgischen Deichbandes, zu. Die Deiche in der südlichen Weermarsch seien in einem „guten Erhaltungszustand“, stellte Hartjen fest. Doch damit sich daran nichts ändere, seien Investitionen unumgänglich.
In seinem Schlusswort forderte Björn Thümler ein mehrjähriges Förderprogramm des Landes für das Sanieren von Pumpen und ähnlicher Technik. Der Christdemokrat: „Bund und Land sind gemeinsam in der Pflicht, die Voraussetzungen für stabile Deiche, weitere Polder und leistungsfähige Pumpsysteme zu schaffen.“ An der Finanzierung müsse sich der Bund finanziell beteiligen – zum einen über die Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz und zum anderen über eine Mittel-Aufstockung für die Ausrüstung des Katastrophenschutzes.
Das Foto zeigt v.l.n.r.: Björn Thümler, Bernd Döhle, Cord Hartjen, Hilmer Heineke.