CDU-Veranstaltung zur Sicherheit in der Wesermarsch: Von mehreren Seiten gefährdet

Von Thomas Klaus

ELSFLETH. Brechende Deiche und massive Überschwemmungen, Stromausfälle und Cyberangriffe oder sogar der Verteidigungsfall – die Szenarien, mit denen sich die professionellen Retter und Helfer in der Region beschäftigen müssen, sind nicht nur vielseitig, sondern ebenso erschreckend.

Auf einer Veranstaltung des CDU-Kreisverbandes Wesermarsch in Zusammenarbeit mit der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) ging es um diese und ähnliche Herausforderungen.

Die Christdemokraten hatten Vertreter der Bundeswehr, der Johanniter Unfall-Hilfe (JUH) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zu Referaten gebeten. Zwischendurch bestand Gelegenheit zu Fragen und Diskussionsbeiträgen.

Die Bilanz: Sicherheit hat zahlreiche Gesichter. Und die Menschen in der Wesermarsch sollten sich bewusster werden, dass das Leben in Sicherheit nicht selbstverständlich ist.

Friede-Freude-Eierkuchen-Welt“ besteht nicht mehr

Schon der Veranstaltungsort hatte eine Menge mit Sicherheit zu tun. Denn dafür hatten die Organisatoren eine Trainingshalle der Firma Heinemann Solutions auf dem Gelände der ehemaligen Elsflether Werft ausgewählt. Dort finden unter anderem Bergungstrainings für Offshore-Windparkanlagen statt. Firmenchef Holger Heinemann stellte sein Unternehmen vor, nachdem der CDU-Kreisvorsitzende Björn Thümler die Anwesenden begrüßt hatte. Durch die Veranstaltung führte der Braker CDU-Ratsherr Claus Plachetka.

Bevor Oberstleutnant Sven Dunker, Leiter des Kreisverbindungskommandos Wesermarsch (KVK), das Wort ergriff, konnte sich der CDU-Bundestagskandidat Bastian Ernst vorstellen. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg und Attacken Russlands auf die deutsche Infrastruktur betonte er: „Wir möchten keinen Krieg, aber müssen wachsam und abwehrbereit sein.“ Den Bürgern müsse vermittelt werden, dass die „Friede-Freude-Eierkuchen-Welt“ nicht mehr bestehe beziehungsweise niemals bestanden habe.

KVK-Chef Dunker erläuterte die Rolle seines aus Reservisten bestehenden Kommandos als „Moderator zwischen öffentlicher Verwaltung und militärischer Kompetenz“. Dabei vermisste er an manchen Stellen wertschätzendes Verhalten: „Seit 2007 versuchen wir, einen Raum beim Landkreis zu bekommen. Seitdem wird die Ausrüstung bei mir privat gelagert.“

Wesermarsch ist „weißer“ Bundeswehr-Standort

Wie Dunker ausführte, ist die Wesermarsch inzwischen ein so genannter weißer Landkreis geworden, in dem keine Liegenschaften der Bundeswehr mehr vorhanden sind. Im Falle einer Notlage bedeute das: Hilfsersuchen an weiter entfernte Bundeswehr-Standorte. Bis diese Hilfe dann eintreffen könnte, werde einige Zeit ins Land gegangen sein.

Im Anschluss an Sven Dunker brachte Martin Hilse den rund 50 Gästen die Arbeit der Johanniter Unfall-Hilfe (JUH) näher. Der Dienststellenleiter für Stedingen und Regionalbereitschaftsführer für Weser-Ems kritisierte einen „hohen Investitionsstau beim Katastrophenschutz auch im Landkreis Wesermarsch“. Hilse ergänzte: „Die Höhe der Zuwendungen seitens des Landes Niedersachsen stimmt noch nicht so ganz, aber das Land macht mehr als der Bund.“

In der Praxis erweise sich der unterschiedliche Aufbau des Katastrophenschutzes in den einzelnen Bundesländern als Hemmschuh, so der JUH-Mitarbeiter. Doch Katastrophenschutz müsse Aufgabe der Kommunen und Länder bleiben; der Bund solle nur ergänzen.

Als immer schwieriger erweise sich ferner die sinkende Zahl ehrenamtlicher Helfer, bedauerte Martin Hilse. Schuld daran seien vor allem der demographische Wandel und die rechtliche Schlechterstellung der Johanniter im Vergleich zu Feuerwehr oder Technischem Hilfswerk.

Menschen sollten Vorratshaltung aufbauen

Peter Deyle, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Wesermarsch, präsentierte das Wesermarsch-Projekt „LifeGRID“. Hintergrund: „Insbesondere Menschen, die bereits im Alltag auf Pflege, medizinische Versorgung oder weitere Unterstützung angewiesen sind, sind auch in Katastrophensituationen auf besondere Weise gefährdet. Zum Bewältigen dieser Herausforderungen haben sich in dem Projekt Wissenschaft, kommunaler Bereich, Hilfsorganisationen und weitere Betreiber von kritischer Infrastruktur, wie Energie- und Wasserversorger, zusammengeschlossen. Gemeinsam entwickeln sie innovative Lösungen.“

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 5,3 Millionen Euro geförderte Projekt läuft seit Oktober 2023 und noch bis September 2027. Die bis dahin entwickelten Lösungen sollen später bundesweit angewandt werden.

Deyle hat schon jetzt eine Schlussfolgerung gezogen: „Die Bevölkerung muss darauf eingestimmt werden, dass sie sich selbst helfen können muss.“ So sei das Szenario eines flächendeckenden Stromausfalls nicht unwahrscheinlich: „Die technische Welt ist so komplex geworden, dass kleine Ereignisse schnell große Folgen haben.“ Deshalb sollten die Menschen zu Hause eine Vorratshaltung aufbauen und auf keinen Fall darauf vertrauen, dass ihnen schon von außen geholfen werden würde.

Foto v.l.n.r.:

Claus Plachetka, Bastian Ernst, Björn Thümler, Sven Dunker, Peter Deyle, Martin Hilse

Quelle: Büro Thümler

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