Der Platz im Kirchen-Gemeindehaus in Rodenkirchen reichte zuerst nicht aus und weitere Stühle mussten aufgestellt werden: Das Interesse an einem Gesprächsabend mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Björn Thümler, zu dem der Bürgerverein Strohausen eingeladen hatte, war groß. Der Politiker aus Berne wollte und sollte keinen Bericht aus Hannover geben, sondern mit den Anwesenden – darunter Bürgermeister Harald Stindt – über Themen diskutieren, die die Region berühren. Und diese Gelegenheit wurde von den Bürgerinnen und Bürgern reichlich genutzt.
„Existenz der Landwirte darf nicht untergraben werden“
Mit dem Heizungsgesetz der Bundesregierung hatte Thümler den ersten Aufschlag. Daraus entwickelte sich eine Diskussion über andere Facetten der Energiepolitik. Ein Gesichtspunkt waren die auch in der Wesermarsch beliebten Balkonkraftwerke, die zurzeit lediglich bis 600 Watt einspeisen dürften, und die Biogasanlagen, die schon jetzt aus dem Stand heraus 20 Prozent mehr Gas liefern könnten als ihnen gesetzlich erlaubt sei. Björn Thümler plädierte für mehr Modelle der dezentralen Energieversorgung: Hier fehle es nach wie vor an politischem Rückenwind.
Die geplante Moorvernässung war ein weiterer Diskussionspunkt. An dieser Stelle zeigten sich ebenfalls mehrere Bürger hochgradig besorgt – nach Auffassung des Politikers zu Recht. So wie zurzeit vorgesehen, kann die Moorvernässung aus Sicht von Thümler nicht funktionieren: „Nach jahrzehntelanger Bearbeitung könnten Flächen nicht mehr in den Zustand versetzt werden wie vor 200 Jahren. Das ist eine Illusion.“
Viele Menschen in der Wesermarsch wären von der Moorvernässung unmittelbar betroffen, so Thümler: „Ihre Existenz darf im wahrsten Sinne des Wortes nicht untergraben werden.“ So dürfe es zum Beispiel auf keinen Fall für die Landwirtinnen und Landwirte zu einer schleichenden Entwertung der Flächen kommen – und das erst recht wegen der Altersvorsorge für diese Berufsgruppe.
„Krankenhäuser in der Wesermarsch müssen endlich kooperieren“
Generell ist es nach Auffassung von Björn Thümler notwendig, dass der Moorschutz als Generationsaufgabe betrachtet und nicht über das Knie gebrochen werde.
Letzter großer Themenblock war die Schulpolitik. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung kritisierten ebenso wie Thümler eine deutlich schlechter gewordene Unterrichtsversorgung und ein sinkendes Lernniveau an den Schulen. Angesichts dieser Verhältnisse seien die Lehrkräfte immer unmotivierter und der pädagogische Nachwuchs bliebe aus.
Björn Thümler mahnte, das Bildungssystem müsse insgesamt flexibler und den einzelnen Schulen mehr zugetraut werden. Ferner sei das Entlasten der Lehrer von Verwaltungaufgaben dringend notwendig.
Über die drei Hauptthemenbereiche hinaus sprachen die Anwesenden über mögliche Gefahren durch den Wolf (Thümler: „Endlich dämmert es auch den Grünen-Politikern, dass der Wolf kein Kuscheltier ist“) und die Zukunft der Krankenhäuser in der Wesermarsch (Thümler: „Wenn die beiden Krankenhäuser nicht endlich zu einer Kooperation finden, wird es bald gar keine Krankenhäuser in unserem Landkreis mehr geben“).
Nach der zweistündigen Diskussionsveranstaltung des Bürgervereins versprach Björn Thümler: „Ich lasse mich sehr gerne wieder zu Ihnen einladen.“
Fotos: Klaus/Büro Thümler