„Moorschutz darf nicht dazu führen, dass der Landwirtschaft der Todesstoß versetzt wird.“ Das betonen der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler (Wahlkreis Wesermarsch/Rastede) und die CDU-Landtagskandidatin Katharina Jensen (Wahlkreis Friesland/Jade) in einer gemeinsamen Stellungnahme. Vielmehr gehe es um den Interessenausgleich zwischen den Belangen des Klima- und Umweltschutzes auf der einen und der Landwirtschaft auf der anderen Seite; „Schnellschüsse“ müssten vermieden werden.
Auf keinen Fall dürften die Landwirtinnen und Landwirte mit entwerteten Flächen da stehen – noch dazu unter dem Gesichtspunkt der Altersvorsorge, der für diese Berufsgruppe eine wachsende Bedeutung habe.
Björn Thümler und Katharina Jensen liegen fundierte Berechnungen vor – vor dem Hintergrund, dass in den Moorgebieten entlang der Nordseeküste rechnerisch etwa 1,3 Milchkühe pro Hektar Moorboden zur Wertschöpfung beitragen. Demnach würde der Ernährungswirtschaft (inklusive vorgelagerte Stufen der Wertschöpfungskette und Dientleistungssektor) durch eine Vollvernässung ein Verlust an Deckungsbeiträgen aus Milchviehhaltung in Höhe von rund 203 Millionen Euro pro Jahr drohen. Bei einer schwach torfzehrenden Nutzung läge der Verlust bei 202 Millionen Euro. Und bei hundertprozentiger Vernässung und schwach torfzehrender Bewirtschaftung wären es sogar 224 Millionen Euro jährlich. Hinzu kämen die Vorkosten aus der Milchwirtschaft. Letztlich würden der Küstenregion zwischen 472 und 672 Millionen Euro aus der Milchviehhaltung entzogen, fasst Katharina Jensen zusammen. Das gehe mit dem Verlust von zwischen 29.000 und knapp 49.000 Arbeitsplätzen einher, ergänzt die Landtagskandidatin; sie leitet den Landesfachbereich Ländlicher Raum und Landwirtschaft des CDU-Landesverbandes Oldenburg.
Als neue Einkommensquelle für die Landwirtinnen und Landwirte käme grundsätzlich der Verkauf von Treibhausgaszertifikaten in Frage, stellt die CDU-Politikerin fest. Allerdings seien viele Fragen hierzu noch offen. Sollte es zu keinem Emissionshandel kommen, würde der Bodenwert für vollvernässte renaturierte Flächen Richtung Null gehen – ein Werteverlust zwischen 2,32 und 2,56 Milliarden Euro je nach Szenario.
Daran, dass der Moorschutz notwendig ist, lassen die beiden Christdemokraten keinen Zweifel: „Der Erhalt der Moore – die drei Prozent der Weltfläche einnehmen – ist für den Klimaschutz und den Schutz der Biodiversität unverzichtbar.“ Beim Schutz der Moore und Moorböden müsse die Politik jedoch in erster Linie auf freiwillige und kooperative Ansätze bauen. Das Miteinander der Beteiligten beim Niedersächsischen Weg bietet hier nach Auffassung von Björn Thümler und Katharina Jensen eine gute Vorlage.
Nach Auffassung von Thümler und Jensen müssten diejenigen bäuerlichen Betriebe von Land und Bund vollumfänglich entschädigt werden, „deren Verdienstmöglichkeiten auf eigenem Boden durch die neuen Auflagen möglicherweise massiv einbrechen“.
Die finanzielle Solidarität ist aus Sicht der beiden Politiker jedoch nur eines der Mosaiksteine. Wichtig sei es, die Transformation der Moorlandschaften als „Generationenaufgabe“ zu betrachten und gründlich anstatt überstürzt anzugehen. Stichpunkte sind in diesem Zusammenhang unter anderem das Definieren von Zielgebietskulissen, Analysen zu den Böden und zur hydrolytischen Situation, das Planen und Umsetzen wasserwirtschaftlicher Systeme sowie agrarstrukturelle Entwicklungsmaßnahmen. Schon jetzt steht für Björn Thümler und Katharina Jensen fest: “Wasserwirtschaftlich wäre es höchst schwierig, landwirtschaftliche Moorflächen zu vernässen und dabei die Wohngebiete nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Uns fehlt die Phantasie, uns vorzustellen, wie das funktionieren soll.” Als Bindeglied zur Landespolitik wäre nach Überzeugung von Björn Thümler und Katharina Jensen eine Landesfachagentur Moorschutz sinnvoll.
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